WILSON DER ANTIAUSSIE TEIL: 45

von Mira Berghöfer

DIE GROßen FERIEN_1

Endlich Sommerferien! Eine Erleichterung für viele Kinder, die noch die Schulbank drücken. 

Diese Freude lässt sich allerdings nicht immer im gleichen Maße auch auf Eltern übertragen, die sich nun vor die Herausforderung gestellt sehen, ihre Zwerge sechs Wochen lang zuhause zu unterhalten. Eine Situation, in die ich mich nur allzu gut hineinversetzen kann, denn auch im Hundewerk.net hieß es in diesem Jahr wieder: Ferien! Wohlverdiente Ferien, wie das Müdi fand, denn er hatte endlich (Hunde-)schulfrei und konnte seine Zeit nun fernab von unerzogenen Junghunden, Schulbänken und Schlossgespenstern, frei bei mir zuhause gestalten. Eine Idee, die bei mir so ganz und gar keine Urlaubsstimmung aufkommen lassen wollte!

Mit den Worten, dass wir (also das Müdi und ich) uns bloß vertragen sollten, verabschiedete sich Sonja also in diesem Jahr in ihren, in diesem Falle wirklich wohlverdienten, Sommerurlaub, den sie gemeinsam mit ihrem hauseigenen Rudel antreten sollte. Was war der Wilson froh, dass er da nicht mitmusste, hatte er doch mit großer Panik in den letzten Tagen das unvermeidliche Packen der Koffer und des Autos mit ansehen müssen! Kann er ja bekanntermaßen gar nicht leiden so Aufbruchsstimmung. Blog_27: Urlaubsfieber

Seine Aussicht auf drei Wochen bei mir zuhause entspricht da viel mehr seinen Vorstellungen von Entspannung und auch wenn ich dieser unserer gemeinsamen Zeit grundsätzlich mit gemischten Gefühlen entgegensehe (eine allzu lange Zeit sollte man dieses Tier nicht mit mir alleine lassen, einer heult am Ende nämlich immer!), freute ich mich in diesem Jahr sogar ein wenig auf Urlaub von meiner Arbeitsstelle und wollte unsere gemeinsame Zeit in ein Mira-Müdi-Projekt investieren, über das ich leider zu diesem Zeitpunkt noch keine genaueren Auskünfte geben kann: Man darf gespannt bleiben.

Diese unbedachte, naive Vorfreude auf echten Urlaub mit diesem Tier, hätte mich schon von vorneherein misstrauisch stimmen sollen. Ich lerne ja auch nicht dazu beziehungsweise bin mir inzwischen sicher, dass mein ahnungsloser Mitbewohner es doch tatsächlich geschafft hat, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich solle nämlich nicht immer so schlecht von unserem Müdi-Tier denken! Das würde nämlich sein ungutes Betragen provozieren. Er hat schließlich auch genügend (haha) positive Eigenschaften. Naja, zumindest einige hat er. Wirklich. Er kann ein ganz und gar hinreißendes Tierchen sein…wenn er will, er sich dafür Streicheleinheiten oder eine Essensration einheimsen kann, oder einfach so, an Tagen, wenn ihm eben der Sinn danach steht. Hätte ja sein können, dass ihm in diesen Ferien der Sinn nach Harmonie stünde und mein Pessimismus (den ich durchweg als Realismus verkaufe!) völlig unangebracht gewesen wäre…Daher also die Anwandlung, dass ich mal wieder besagter naiver Hoffnung verfallen war. 

Ich finde einen gesunden Realismus gut. Denn dann weiß man eben, worauf man sich einstellen muss, hätte ich gegebenenfalls ein bisschen weniger dumm aus der Wäsche geschaut, als es mal kam, wie es kommen musste: Ein Müdi in Mira-ärger-Ferien-Hochform. 

Das Müdi war gerade eine Nacht bei uns und als wir zu unserem ersten Ferienspaziergang aufgebrochen waren – es war sehr früh und noch schön kühl, was wir nutzen wollten, da die Tagesplanung stark durch die andauernde Hitzewelle bestimmt wurde – und uns immer tiefer in den Mira-und-Müdi Lieblingswald geschlagen hatten, geschah es. Da raschelte urplötzlich etwas 50 Meter weiter im Dickicht…und ohne dass ich auch nur einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn ein vernünftiges Kommando formulieren konnte, brach ein Reh aus dem Unterholz und querte den Waldweg. Nun ja und selbstredend stand ich sobald das Reh verschwunden war alleine da, ohne ein Müdi. Das hatte nämlich die Mission, die Gestaltung seiner Ferienzeit bei mir mit einem Paukenschlag einzuläuten und nachdem er sich das letzte Jahr vorbildlich an unsere Abmachung gehalten hatte, Wild jeder Art zu meiden, eine kleine Jagdrunde zu genehmigen. Der Mistkerl gönnt sich ja sonst nichts. 

Während langsam der Zorn in mir hochkroch, konnte ich beinahe den Ahnungslosen flüstern hören: „Ach komm Mira, das ist ein Hund. Was soll er denn machen, wenn das Reh euch so überrascht? Außerdem sind doch Ferien.“ „Ja, aber eben auch meine!“.