WILSON DER ANTIAUSSIE TEIL: 9

von Mira Berghöfer

PEINLICH, PEINLICH DIESES MÜDI…: DIE SACHE MIT DEM BADEMANTEL

Ein jeder Hundebesitzer kennt diese Situationen, in denen ihre vierbeinigen Begleiter einfach peinlich werden.

Ich glaube, Hunde der Sorte Müdi haben die Begabung sich selbst und ihre Besitzer zu blamieren, fest in ihrem Wesen verankert. Ein jeder, der beabsichtigt sich solch ein Tier zuzulegen, oder es als Überraschungspaket mit seinem Hund dazubekommt, sollte darauf vorbereitet sein und wissen, was da auf einen zukommen kann.

Wilson schafft es, in vielen Lebenslagen ein peinlicher Hund zu sein. Schlimm wird er beispielsweise immer dann, wenn er Aussicht darauf hat, ein Leuchthalsband zu tragen, an die Leine zu kommen, seinen Bademantel anzuziehen, wenn er mich nach längerer Zeit wiedersieht, einen Flat Coated Retriever im Wald trifft, er durch Äste und Kletten, die sich in seinem Fell verfangen haben, bedroht wird, oder auch generell beim Spaziergang an Flüssen, Bächen, Seen oder Wasserlöchern jedweder Art.

Es gibt unterschiedliche Ausgestaltungen des peinlichen Benehmens. Nummer eins ist die völlig überzogene Freude über Dinge, die andere Hunde eher lästig finden. Ich habe mir vor ca. einem Jahr einen Bademantel für meinen Hütefix zugelegt. Sehr praktisch diese Dinger, wenn es draußen regnet und stürmt, wir nach Hause kommen und mein Müdi völlig durchnässt ist. In dieser Situation sorgt der Frotteemantel dafür, dass Wilson schneller trocknet und der getrocknete Schlamm nicht auf den Boden meiner frisch geputzten Wohnung abfällt, sondern aufgefangen wird.

 

 

Nun könnte man meinen, man müsste seinen Hund erst mal überreden, dieses Ding anzuziehen. Nicht so bei meinem Tier. Immer wenn ich den grünen Mantel aus der Schublade hole, fangen die müdischen Augen an zu leuchten. Peinlich wird die Situation allerdings erst, wenn das Müdi mitbekommen hat, dass der Bademantel im Auto wartet, während ich ihn durch den Wald schleife. Dann wird er nämlich, sobald sich die lang ersehnte Rückkehr zum Auto abzeichnet, immer nervöser und fängt in Sichtweise zum HParkplatz an zu quietschen. Am Auto angelangt legt er eine flummiartige Hüpfnummer aufs Parkett. Jedes Mal ein Schauspiel, das den ganzen Parkplatz unterhält. Brav versucht er sich still hinzusetzten, damit ich ihn schnell und ordentlich abtrocknen kann (Das kann er nämlich hervorragend, denn abtrocknen heißt, dass der Spaziergang vorbei ist). Währenddessen jault und jauchzt er, damit die Zuschauer, deren verstohlenen Blicke ich im Rücken spüre, ja auf ihre Kosten kommen. Wahrscheinlich denken die sich, dass ich ihn mit Sicherheit gerade quäle, und haben schon halb die Nummer vom Tierschutzbund in ihre Handys getippt. Dann aber kommt der Höhepunkt der Show. Das Müdi ist trocken, ich falte den Mantel auseinander und muss den Hund nicht hineinzwängen. Nein, Wilson schlüpft elegant hinein, lässt mich den Mantel festschnallen und dreht dann noch eine kurze Runde zu Präsentationszwecken um das Auto, bevor er in den Kofferraum springt und sich zufrieden einrollt. Ich schlage dann verlegen die Kofferraumtür zu und kann mir einen grinsenden Blick ins Publikum dennoch meist nicht nehmen lassen.

Schon ganz schön witzig, wie stolz so ein Hund sein kann und wie einfach man den aufgrund des Schmuddelwetters nicht so ganz glücklichen Hundebesitzern auf dem Parkplatz ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann.


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