WILSON DER ANTIAUSSIE TEIL: 5

von Mira Berghöfer

SUIZIDALE VERANLAGUNG – TEIL 2

…vollkommen entgeistert hielt ich mitten im tiefsten Wald eine voll gesabberte Plastikverpackung in der Hand.

Ein paar Sekunden standen wir dann da: Das Müdi schuldbewusst und mit der festen Absicht im Erdboden zu versinken, ich fassungslos und eine leere 200g Packung Zartbitterkuvertüre anstarrend. Das konnte nicht wirklich gerade passieren, wer schmeißt mitten im Nirgendwo so was weg und welcher bekloppte Hund findet den Kram dann auch noch UND verschlingt den kompletten Inhalt binnen Sekunden?!

 

Kurz im Gedächtnis gekramt…Schokolade ist für Hunde je nach Körpergröße und verzehrter Menge hochgiftig. Theobromin hieß der giftige Stoff und wie war das je höher der Kakaoanteil, desto schlimmer? Jackpot, das war natürlich der beste, da gefährlichste Stoff, den er sich da genehmigt hatte. Wie viel noch in der Packung war, als das Müdi sie fand, war natürlich nicht mehr zu ermitteln. Er jedenfalls wurde ob meiner wachsenden Panik immer kleiner.

In derlei Situationen hat man sein Handy selbstverständlich zu Hause, also anrufen und fragen, oder googlen und nachsehen wie viel Zeit meinem Müdi noch bleiben würde bevor ggf. Atemnot, Erbrechen und Fieber einsetzen würden, fielen aus. Obwohl ich meinen Hund für derlei Aktionen gerne auf den Mond schießen würde, hab ich ihn ja doch irgendwie gern, und konnte und kann mir generell Schöneres vorstellen, als meinen Urlaub mit dem geglückten Selbstmord meines vierbeinigen Freundes einzuläuten. Also war die Devise klar: Hund schnappen und die restlichen 3 km zum Auto rennen. Richtig schön. Als ich schließlich schweißgebadet zu Hause den tierärztlichen Notdienst am Telefon hatte, war dieser zwar relativ gelassen, riet mir, aufgrund der vermutlich verzehrten Menge, aber dringend vorbeizukommen.

Die Praxis, die für den Notdienst zuständig war, lag ca. 20 km entfernt, und bis ich dort ankam, war ich sicher erste Anzeichen einer Vergiftung feststellen zu können. Mit hoher Wahrscheinlichkeit pure Einbildung, aber in so einem Moment ist alles ein Symptom. Hechelt der immer so viel? Ist es überhaupt so warm oder hat er Stress? Zitter er? Ist das Winseln schmerzbedingt, oder die übliche Autofahraufregung? Ist der immer so unruhig? (– Ähm, nein?!). Wahrscheinlich hatte der Hund keine andere Chance als sich auffällig zu verhalten, bei meiner wahnhaften Beobachtung. Darüber hinaus befürchtete er mit Sicherheit, dass er bei dem versuchten Selbstmord übers Ziel hinausgeschossen sein und ich ihn nach dieser Aktion, wie schon viel zu häufig angedroht, doch einfach ins Heim bringen könnte. Da kann auch ein sonst so gelassener Anti-Aussie mal unruhig werden, weil eigentlich will er ja doch am liebsten bei mir oder Sonja und Carsten sein Leben auf dem Sofa fristen und ausreichend bekuschelt werden.

Werden Mira und das Müdi es noch rechtzeitig schaffen? War es womöglich schon zu spät? Das Finale der Zartbitterkuvertüre-Saga kommt im nächsten Teil.