Wilson - Der Anti Aussie
WILSON – DER ANTIAUSSIE – TEIL: 4
- von Mira Berghöfer
SUIZIDALE VERANLAGUNG
Falls sich das Müdi-Tier eines Tages einmal alleine in der Wildnis wiederfinden würde, müsste er sich zumindest über die Nahrungsbeschaffung keine Sorgen machen.
Dazu hat er bereits ausgefuchste Survival-Tricks entwickelt, die allerdings stets auch in nicht lebensbedrohlichen Situationen weiter vertieft und verbessert werden müssen. Man sollte ja auf den Ernstfall vorbereitet sein.
Beliebte Trainingsorte dafür sind Bänke am Wegesrand, Mülleimer oder Schutzhütten, in denen der unbedachte Spaziergänger gegebenenfalls einen Teil seines Picknicks in Form von Müsliriegeln, Möhrenresten, Apfelkitschen, Butterbroten oder BananenSCHALEN vergessen haben könnte. Wilson kümmert sich da gerne. Im Grunde eine Win-Win-Situation, denkt sich das Müdi: für einen sauberen Wald und für einen vollen Magen. Allerdings leider auch für eine Reduzierung des Inhalts meines Geldbeutels, denn nicht alles, was diese Menschen da so zurücklassen, ist für den Hundemagen geeignet.
Aber mittlerweile bin ich ja vorbereitet. Das Tierchen hört ja (wenn ich aufmerksam und schnell genug bin und die potenzielle Beute rechtzeitig erblicke). Deswegen habe ich mir auch nichts dabei gedacht, als ich es wagte, an einem schönen Spätsommertag mit Wilson einen Ausflug in den nahe gelegenen Wald zu machen. Die Sonne war noch warm, ich hatte frei und der Müdi war wie immer nicht sonderlich begeistert:
Ich hatte ihm nämlich a) bereits den fünften Mülleimer auf unserem Weg verboten und b) würden wir noch einen Hundewerk-Spaziergang am Nachmittag absolvieren, genug Aktivität für einen Müdi-Tag also. Zu all diesem Übel musste er sich einen Tag zuvor auch noch von Sonja in einen zweiwöchigen Mira-Urlaub verabschieden. Das findet er zwar nicht grundsätzlich gruselig, allerdings ermutigten ihn die angedrohten Herbstwanderungen mit dem lieben Frauchen auch nicht sonderlich. Der heutige Waldspaziergang hätte also, so musste er wohl befürchtet haben, der Beginn einer sehr anstrengenden Zeit werden können.
Ich hingegen war im Hinblick darauf und den schönen Tag unbedachterweise guter Dinge und nur wenige Sekunden abgelenkt, als ich den Herrn raschelnd in einem Busch erwischte. Meine erste Reaktion war wie immer die blanke Panik, dass er wohl möglich den Köder eines Hundehassers aufgespürt haben könnte. Doch was ich ihm da aus dem Maul zog, glich dann doch weniger einem Mord- als viel mehr einem Selbstmordversuch…