Wilson - Der Anti Aussie
WILSON – DER ANTIAUSSIE – TEIL: 18
- von Mira Berghöfer
DAS HEFETEIGGATE (4)
In einem letzten Akt der Selbsthilfe, vor dem unvermeidlich erscheinenden Besuch des Tiernotarztes, gab ich also „Hund+frisst+Hefeteig“ in die Suchmaschine meines Vertrauens ein und stieß auf einen Fall aus Bayern, wo ein Labrador eine größere Menge rohen Hefeteig gefressen hatte und ähnliche Symptome zeigte, wie das Müdi.
Der Besitzer des besagten Hundes legte den Lesern nahe, doch einfach am Maul des Tieres zu schnuppern. Rieche dessen Atem wie der eines Menschen, der das ein oder andere Bier intus hat, könnte man davon ausgehen, dass der Hund an der gleichen Folge der Fressaktion litt, wie sein eigener: Akuter Trunkenheit.
Es ist nämlich so: Der Verzehr von rohem Hefeteig kann bei Hunden aufgrund der lebenden Hefepilze zu akuten Alkoholvergiftungen führen. Die feucht-warme Umgeben des Hundemagens bildet in Kombination mit der hochkonzentrierten Magensäure das perfekte Milieu für den Gärprozess der Hefekulturen. Hierbei werden aus der Stärke im Mehl und dem Zucker Kohlendioxid und Alkohol gebildet. Der so entstandene Alkohol kann in der Folge durch das sich gebildete Kohlendioxid durch die aufgrund des rapiden Aufgehens des Teiges ausgedehnte Magenwand direkt in den Blutkreislauf des Tieres gelangen. Bei meiner Recherche fand ich einen Vergleich mit dem Verzehr von Sekt, wobei die Alkoholaufnahme des Blutes durch die Kohlensäurebläschen über die Magenwand begünstigend wirkt.
Folgeerscheinungen können Koordinationsstörungen in den Bewegungsabläufen, Desorientierung und der fortwährende Versuch sich zu Erbrechen sein und im schlimmsten Fall mit einem Koma durch eine schwere Alkoholvergiftung enden.
Nach dem angeratenen Schnuppertest war klar, das Müdi war nicht krank. Es war einfach rotze voll. Der roch nämlich nicht nur wie die Szenekneipe nach einer durchzechten Nacht, sondern eher wie Äthylalkohol in seiner Reinform. Der Labrador hatte wohl 1,3 Promille, wenn man das auf einen zu klein geratenen Aussie runterrechnet, kann sich jeder selbst überlegen, wieviel Promille das Tierchen wohl gehabt haben musste. Man kann sich zudem denken, dass ich doch ein wenig sauer über den erneuten Versuch des Suizides durch Alkoholvergiftung war. Mal ganz abgesehen von der Häme, die wir seither beide über uns ergehen lassen müssen, à la: „Müdi der Alkoholiker“.
Den weiteren Sonntag verbrachte mein Alkoholopfer verkatert schnarchend auf dem Sofa und hechelte den Alkohol aus. Alkohol wird bei Hunden nämlich anders als bei Menschen durch den Atem abgebaut und ausgeschieden. Das fortwährende Hecheln und die ihn dauerhaft umgebende Fahne hat jedenfalls für einen betörenden Geruch in meiner Wohnung gesorgt und mich tatsächlich daran zweifeln lassen, ob mich bei der abendlichen Fahrt nach Düsseldorf zur Hundeschule der Alkoholdunst im Wagen nicht selbst fahruntüchtig werden lassen würde.
Das Tier litt jedenfalls sehr und hat hoffentlich im Gegensatz zu so manch einem Menschen daraus gelernt, dass der Kater am nächsten Tag den Spaß am Delirium nicht wert ist. Wobei ich mich natürlich fragen muss, ob er sich nicht heimlich ins Fäustchen gelacht hat, als ich ihn panisch im Park beim Pinkeln gestützt habe, und vor die Tür wandern oder joggen musste er durch seine Aktion auch nicht…ich sollte demnächst noch wachsamer sein, was Hefeteig angeht. Vorsicht ist eben doch besser als Nachsicht und auch wenn er es noch so gerne will und ich ihn dann und wann gerne zum Teufel jagen würde: Unter meiner Obhut wird er sich nicht durch eine Überdosis welchen Giftes auch immer selbst umbringen!