WILSON DER ANTIAUSSIE TEIL: 33

von Mira Berghöfer

DER UMZUG DES MÜDI-BETTES 

Im vergangen Jahr berichtete ich über die Konstruktion eines Bettes für den hochwohlgeborenen Prinzen, welches seine Ruhestunden im heimischen Wohnzimmer annehmlich machen sollte. Ein Müdi auf der Erbse - Ein Bett für den Prinzen.

Nachdem der Herr unser wirklich schön anzusehendes Bettchen Marke Eigenbau wie zu erwarten so ganz und gar nicht annahm und es aufgrund seiner immensen Größe viel zu viel Platz im Wohnraum wegnahm, musste es leider weichen. Für den Sperrmüll war es zu schade und das verwendete Material zu teuer und als dem opulenten Werk auch in unserer näheren Umgebung niemand ein zuhause geben konnte, sollte eine Lösung gefunden werden, die das Bett letztlich doch noch an den Hund bringen würde. 

 

So wurde ein Plan geschmiedet, den Müdi auszutricksen. Einfach ist ein derartiges Unterfangen bei so einem gewieften Schlitzohr sicherlich nicht. Wie soll man m(!)einem Hund etwas, was unter seiner Würde zu stehen scheint – etwas, dass er eigentlich schon abgelehnt hat und nur mürrisch beäugt, als seinen bevorzugten Rückzugsort verkaufen? Genau – Gezielte Verwirrung durch Veränderung der Gegebenheiten nach vorherigem Ausloten und -nutzen der müdischen Begehren und zu guter Letzt: alles so aussehen lassen, als sei es seine Idee gewesen. Hilfreich war in diesem Bezug, dass die Liegeplatzsituation im Schlafzimmer zu jener Zeit ein großer Dorn im Auge des Müdis war. Dass er als Schmusebacke und in jeder Situation über seinen Verhältnissen lebender Hund, nicht mit den Menschen im Bett nächtigen durfte, erschien ihm wohl schon immer absolut irrational. Zwar gestand ich ihm die Ehre des Teilens meines Bettes in seiner Jugend zunächst zu, allerdings hatte es sich über die Jahre ergeben, dass Wilsons wachsender Größenwahn und meine wachsende Abneigung gegen die Haare des Herrn in meinem Bett, dafür sorgten, dass er aus dem Schlafbereich der Menschen auf einen eigenen Platz in Form eines ausgedienten Kopfkissens verbannt wurde. Diesen ihm zugewiesenen Platz in direkter Nähe zu mir ignorierte er jedoch jahrelang hingebungsvoll und nahm des nachts mit dem grünen Thron (meinem Sessel) im Wohnzimmer vorlieb. Ganz so wie es sich für ein adeliges Hinterteil eben standesgemäß bettet. Nachdem wir nun unlängst eine neue Wohnung bezogen hatten, befand sich dieser Thron jedoch nicht mehr in direkter Sichtweite zum Schlafzimmer. Eine Tatsache, die der Herr (ich erinnere an dieser Stelle leise an seine diversen Ängste) so gar nicht gut leiden konnte und somit seit einigen Monaten auf dem alten Kissen nahe den Bezugspersonen nächtigte. Selbstredend niemals ohne großen Protest in Form von leidenden Seufzern, die Ahnungslose vermuten lassen könnten, er liege unbequem oder friere aufgrund der kaum zu ertragenden Fußbodenkälte.  

 

Aufgrund dieses Sachverhalts wurde das Bett also in das Schlafzimmer getragen, obwohl eine Platzierung hinsichtlich der spärlichen Quadratmeterzahl des Raums für den Menschen eher ungünstig erschien. Während der Verfrachtung des Stückes in seine neue Umgebung, gelang uns der erste Streich: Gezielte Verwirrung durch Veränderung. Lustig fand das Müdi diesen Umzug nämlich gar nicht. Im Müdiuniversum war das Wohnzimmer der Raum, wo es ungenutzt stehen bleiben sollte. Veränderungen sind ja eben so gar nicht sein Ding. Außerdem ist dieses Bett sein, wenn auch ungeliebtes, Eigentum und so hüpfte das Tier unaufhörlich umher und suchte das Unvermeidliche zu verhindern. 

 

Nun ja. Schließlich stand es – trotz heftigstem Protest – im Schlafzimmer und es passierte: Ohne ein Murren, ohne ein Wort nahm der Herr umgehend darauf Platz und bettete sich, als sei es niemals anders gewesen. Dieses Verhalten könnten wir jetzt unterschiedlich interpretieren. Entweder war es Trotz und ein Zeichen dafür, dass er unsere Aktion völlig überzogen empfand und es sehr wohl nutze. Oder aber es war ein Zeichen dafür, dass unser Plan aufgegangen und er den neuen Platz als seine Idee und hervorragende Lösung annahm. Mit beidem konnte man sich zufriedengeben. Seither schläft der Müdi-Prinz nämlich in seinem eigenen Miniaturbettchen auf gleicher Höhe mit den Menschen. Kann jeder Zeit herüberspähen, ob diese auch brav alle anwesend sind und niemand heimlich zum Kühlschrank schleicht und all seine Möhren aufisst. Annehmlich wird ihm dieser Zustand überdies dadurch, dass er den Luxus geniest allabendlich persönlich ins Bett gebracht und zugedeckt zu werden. Er hat selbstredend sein eigenes Kopfkissen und eine Decke gegen die Kälte, welche ihn monatelang peinigte. Kann man ja nicht zulassen, dass der arme Kerl friert…

 

Ich habe dieses Tierchen selten so selbstzufrieden schlummern sehen. Beschwingt hüpft er des Abends – einschließlich des Lieblingskuscheltiers – in sein Gemach. Dieses wird eigenständig aus dem Wohnzimmer ins Bett gebracht. Dank des ahnungslosen Vorbilds lernt er schließlich, wie man sich ordentlich um seine Anvertrauten kümmert. Wenn ich doch nur nicht immer das Gefühl hätte, als würde er mich gehässig angrinsen, während er sich zudecken lässt….

 

   Der Prinz auf der Erbse