EXTREME LAGER IN DER HUNDEWELT

von Daniel Stein

In der Hundewelt ist vieles heutzutage nur noch schwarz oder weiß.

Nichts ist mehr grau – oder besser bunt!



Es gibt unzählige Themen mit großem Diskussionsbedarf, was auch erstmal völlig Okay ist, aber meist wird gar nicht mehr sachlich diskutiert, sondern jeder gibt seinen eigenen Senf zu irgendwelchen Themen ab und glaubt dabei, dass sein Senf der einzig Richtige ist. Gegen einen Austausch von Argumenten und einen daraus resultierenden Nutzen für andere, habe ich nichts. Ich bin aber dagegen, dass es häufig nur noch zwei Lager gibt.

Der Hund darf alles oder eben nichts.

Er muss auschließlich das beste, frischeste Fleisch zu fressen bekommen oder doch nur reines Trokenfutter.

Ein Hund sollte zu einer Sportmaschine gemacht werden, oder eine Couchpotato werden.

Stress muss unbedingt vermieden werden oder aber der Hund hat soviel Ernergie und muss daher unbedingt ausgelastet werden. Es wird ein Stresslevel beim Hund aufgebaut, welches nicht mehr zu lässt, zu ruhen.

Parasiten müssen mit Chemie ferngehalten/ abgetötet werden oder man schwört ausschließlich auf natürliche Produkte.

Es ist richtig, dass ich meinen Hunden keine chemischen Substanzen mehr gebe, um sie vor Flöhen und Zecken zu schützen. Würde ich aber in den Süden Deutschlands oder Europas mit meinen Hunden fahren, käme mit 100 %iger Sicherheit ein repellierendes Zeckenschutzmittel auf den Hund. Oral verabreichte Medikamente mit einer Depotwirkung, um einen Zeckenschutz zu erhalten, kommen mir nicht mehr in den Hund. Zecken übertragen schwere Krankheiten. Richtig! Neumodische Medikamente sind eben aber auch nicht ohne Neben-Wirkung. Hier gilt es abzuwägen und nicht nur schwarz oder weiß zu sehen.

Es soll auf jeden Fall ein top gepfelgter #AchtungIronieOn rosa Pudel sein (von einem VDH Züchter) oder es werden auschließlich die verflohtetsten, kränklichsten und parasitenbefallenste Tierschutzhunde nach Deutschland geholt, um hier zu über-leben. Das Thema Tierschutz hatten wir aber schon.

Dann sehe ich Geschäfte auf der KÖ mit Designerklamotten für Hunde von über 1000 Euro – für einen Chihuahua wohlgemerkt, und andere wiederum ziehen ihrem Papillon bei unter 0 Graden gar nichts an. Mit der Aussage: Das ist doch ein Hund. Er bewegt sich doch.

Warum nicht einfach mal etwas dazwischen? Im Fall Bekleidung für Hunde stehe ich persönlich voll auf Funktionskleidung, die eben ihre Funktion und ihr Nutzen haben. Stylisch können sie meinetwegen auch sein.

„Um Gottes Willen, Du kannst doch Deinem Hund kein Halsband umlegen – der braucht ein Geschirr!“ Ich persönliche glaube, dass Geschirre in einem Punkt völlig geeignet sind: wenn der Hund arbeitet und dabei an der Leine ziehen soll. Ansonsten haben für mich die Hersteller von Geschirren die Nase im richigen Wind der Zeit gehabt, denn Leinenführung ist ein Stück harte Arbeit.

Hündinnen müssen vor der ersten Läufigkeit kastriert werden und Rüden sollten sowieso erst gar kein Testestoron entwickeln. Im Gegensatz dazu steht die Fraktion: Warum sollte ich meiner Hündin oder meinem Rüden einer unnötigen Operation aussetzen. Genau! Aber auch das kann nicht pauschal Verallgemeinert werden. Warten wir doch alle erstmal ab, wie sich der Hund entwickelt und dann entscheide ich gemeinsam mit dem Tierarzt meines Vertrauens, ob kastriert werden sollte oder nicht.

Aber warum ist die Hundewelt so extrem geworden? Diese Frage stelle ich mir momentan immer häufiger, wenn ich mir so die Hundeszene anschaue, mir Artikel in den sozialen Medien samt Kommentaren durchlese, mit Tierärzten spreche oder auch mit flüchtigen Kontakten anderer Hundehalter im Wald. Ich frage mich, wo ist das Verständnis für das Lebewesen Hund geblieben? Vor allem, wenn ich mir die Sprüche auf den Geschirren der Hunde durchlese: – Der darf das – Nein! Er darf das eben nicht. Ein Hund darf mich nicht anspringen, zur Brut und Setz Zeit im Wald herumstöbern, auf frisch gesäten Ackern rum tollen oder wie Bolle auf meine Hunde zurasen und denen in die Brust springen. Wie oft habe ich schon mit anderen Hundebesitzern diskutiert: „Wir sind auf einer Hundewiese und da sollen alle Hunde miteinander spielen dürfen“. Nein! Ich darf mit meinen Hunden auch auf dieser Hundewiese sein. Und wenn meine Hunde nicht spielen wollen, ist das völlig in Ordnung. Sich aber die Frechheit herausnehmen, dass die Hunde anderer Halter alles dürfen, weil es ein ausgeschriebenes Hundeauslaufgebiet ist, ist nicht in Ordnung. Ich bin der Meinung, dass Hunde auch Grenzen erfahren sollten, ohne mich gleich beschuldigen zu lassen, dass ich meinen Hunden damit ein schlechteres Leben biete. – Der tut nix – sehe ich auch immer öfter auf den Geschirren. Doch der ungestüme Junghund von über 25 Kilo hat gerade meine kleine Münsterländerin umgerannt und das hat ihr weh getan. Dann hat Sie auch das Recht dazu dem anderen Hund Bescheid zu sagen. Aber wer ist hier der unsozialiserte Hund? Richtig! Meine kleine Münsterländerin, denn der andere tut ja nix.

 

Ich barfe meine Hunde. Nicht aus Überzeugung, denn 2015 hat mein Labrador bei seiner akuten Niereninsuffizienz nichts von dem industriell hergestellten Futter fressen wollen. Als ich ihm jedoch Frischfleisch vorgesetzt habe, hat er wieder gefressen. Ja, und ich gebe meinen Hunden auch mal Frolic, wenn ich sie für etwas ganz besonderes bestätigen möchte. Ich esse manchmal – naja leider viel zu oft – auch FasstFood. Aber leider viel zu häufig sehe und höre ich von den beiden extremen Lagern. Nur industriell hergestelletes Futter gibt dem Hund hinreichend von dem, was er braucht. Weiß ich das wirklich? Kann ich die Futtermittelettiketen wirklich verstehen? Oder ich beziehe frisches Fleisch von den duzenden an Anbietern auf dem Markt. Weiß ich da, wo das Fleich herkommt? Ist das eventuell nicht auch belastet? Beim Füttern unserer Hunde sehe ich das so:

 

sich ein bisschen über das Futter informieren, was ist für den Hund wichig bei der Ernährung, sich dann für etwas entscheiden, ohne daraus direkt eine Religion zu machen.

Ich mache auch aus meinen Hunden auch keine Wettkampfmaschine für Agility, wobei ich schon einen gewissen Ehrgeiz für diesen Sport entwickelt habe – sogar ich als alter Sportmuffel. Ich kann ja meinetwegen Turniere laufen, vielleicht auch 2 Mal im Monat und unter der Woche gehe ich noch tranieren. Auch den Wunsch mit meinem Hund zusammen zu gewinnen, kann ich ehrlich verstehen. Aber eine Aussage eines Hundetrainers vor geraumer Zeit hatte mich schokiert. Eine Teilnehmerin in seinem Kurs fragte, was sie gegen die Aufregung und den Stress ihres Hundes bei Turnieren machen könnte. Daraufhin wurde erwidert: Kauf dir einen neuen. Träne! Der Hund ist doch kein Werkzeug, was ausgedient hat und durch einen neuen ersetzt werden kann.

Bei den unedlichen vielen verschiendensten Themen in der Hundeszene gibt es meist sehr extreme Meinungen, die mit großer Emotionalität verfochten werden. Meist werden aber diese extremen Meinungen mit wenig Argumenten belegt. Sie sind halt extrem. Emotionen sind gut. Unser Bauchgefühl ist es ja meist auch. Sich zu informieren und sich auch verschiedenste Meinungen durchzulesen oder anzuhören, sich Ratschläge von Profis zu holen ist bei der Hundehaltung sinnvoll. Aber Vorsicht bei allen Aussagen, die nur das eine zulassen, welche, die extrem sind. Hier bin ich immer etwas skeptisch.

Wer nicht nur schwarz oder weiß mit seinem Hund zusammen leben möchte, kann bei uns buntes erleben.