WARUM GEHEN UNSERE HUNDE SO GERNE JAGEN?

von Sonja Stammer

Jagdverhalten ist eines der Verhaltensweisen, die uns Hundehalter am meisten beschäftigen, da es in der heutigen Zeit kaum noch gewünscht ist.

Besonders nicht bei unseren Familienhunden.

Immer wieder stellt sich die Frage, warum unsere Hunde überhaupt noch jagen gehen? Bei der heutigen Vollpension, haben sie doch eigentlich gar keinen Grund mehr dafür und Erfolg haben sie auch in den wenigsten Fällen.

Eigentlich hat die Natur es so eingerichtet, dass Verhaltensweisen, die sich nicht lohnen aus dem Verhaltensrepertoire eines Tieres wieder gestrichen werden. Ein Tier verschwendet keine Energie für etwas was ihm keinen Nutzen bringt. Doch gerade das Jagdverhalten ist in den wenigsten Fällen erfolgreich.

Also warum zeigt ein Raubtier dieses Verhalten immer und immer wieder?
Bei einem Tier, welches sich selbstversorgen muss, ist die Antwort noch einfach: Sonst würde es verhungern!
Aber warum zeigen unsere satten, manchmal etwas zu gut gefütterten Hunde dieses Verhalten auch immer wieder? 
Zum einen wird Jagdverhalten unabhängig von Hunger ausgelöst, was gerade für Selbstversorger sinnvoll ist, da nicht jeder Jagdversuch mit einem Festmahl endet. Das Jagdverhalten wird durch angeborene Auslöser, wie schnelle Bewegungen, Geruch oder Geräusche ausgelöst.
Zum anderen ist Jagen die Grundlage für das Überleben eines Tieres. Daher hat die Natur es so eingerichtet, dass das Verhalten an sich selbstbelohnend ist. Beim Jagen wird Adrenalin und Dopamin ausgeschüttet, letzteres versetzt den Hund in einen rauschartigen Zustand, der süchtig macht. Das ist der Grund warum unsere Hunde, aber auch andere Raubtiere immer, wieder jagen gehen, obwohl das Jagen nur bei den wenigsten Versuchen zum Erfolg führt.
Jagen ist also selbstbelohnendes Verhalten. Man kann auch sagen: Hunde jagen um des Jagens Willen. Die Beute ist „nur“ das i-Tüpfelchen auf dem ganzen Spaß. Grundsätzlich hat die Natur das sehr sinnvoll gelöst, schließlich muss ein Raubtier jedes Mal motiviert sein, Beute zu machen, sonst würde es verhungern. Zweifelnd oder lustlos auf die Jagd zu gehen, weil man die letzten 9x erfolglos war, hilft da nicht.


„Hat er Erfolg gehabt?“ – Ihr kennt diese Frage, wenn jemand verzweifelt berichtet, dass sein Hund jagen war? Wird auf die Frage mit „Nein, er hat das Reh nicht erwischt“ geantwortet, kommt ein erleichterter Seufzer: „Dann ist ja gut, dann ist es nicht so schlimm, er hatte ja keinen Erfolg.“ Doch der Hund muss nicht – wie wir weiter oben erläutert haben - zwangsläufig Erfolg in der Form von Beute haben. Die Handlung alleine ist schon als Erfolg ausreichend und macht durch den oben genannten Hormoncocktail regelrecht süchtig.
Daher sollten „erfolgreiche“ Jagderlebnisse grundsätzlich vermieden werden. Als erfolgreich gilt schon jedes „Hinter-einer-möglichen-Beute-her hetzen“, bei manchen Hunderassen sollten sogar schon die Elemente "Fixieren und Anpirschen" unterbunden werden, da sie sich darin geradezu verlieren können. Jagdverhalten wird also auch dann verstärkt, wenn der Hund keine Beute macht. Weil die Selbstbelohnung für dieses Verhalten so groß ist, wird der Hund auch weiterhin nach Auslösern für dieses Verhaltensmuster suchen.

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Skript Jagdverhalten