Hundesenioren

von Sonja Stammer

Das Altern ist ein unausweichlicher Teil des Lebens – nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere Hunde. Mit zunehmendem Alter durchlaufen Hunde verschiedene körperliche und geistige Veränderungen, die sich immer stärker bemerkbar machen können.

 

 

 

  

In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blich auf die Aspekte, die das Alter bei Hunden beeinflussen und wie du als verantwortungsbewusste Hundehalter*in deinen Seniorenhund optimal unterstützen kannst.

Das Altern bringt eine Vielzahl von Veränderungen mit sich, sowohl körperlich als auch geistig. Die Kommunikation deines Hundes, um dir von diesen Veränderungen im Alltag zu berichten und zu erklären, wo er Unterstützung benötigt ist begrenzt, daher ist es wichtig, die typischen Alterungserscheinungen zu kennen und deinen Hund aufmerksam zu beobachten, um Anzeichen zu erkennen.

Die Regenerations- und Funktionsfähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab. Äußerlich kannst du das an Fell- und Hautveränderungen beobachten. Pigmentierte Zellen sterben ab, was zu grauen oder weißem Haar führt. Die Haut ist weniger elastisch und neigt zu Verletzungen. Pfotenballen und Nasen verhornen stärker und sollten gut gepflegt werden, damit es nicht zu Rissen kommt.

Mit dem Alter bilden sich auch Muskeln-, Knochen- und Knorpel zurück. Viele Hundesenioren leiden unter einer schmerzhaften Zerstörung der Gelenkknorpel, der sog. Arthrose. Diese sollte von dir möglichst frühzeitig erkannt werden, damit du eingreifen kannst und deinem Hund ein schmerzfreies Leben ermöglichst.

Anzeichen einer Arthrose können sein:

- Ausgiebiges Benagen oder Belecken von Gelenken

- Geschwollene Gelenke

- Hecheln ohne körperliche Belastung

- Fiepen, Winseln

- Vermeidung von Aktivität

- Desinteresse an Spielen

- Langsames oft unsicheres Gehen

- Schonhaltung, Entlastung von einzelnen Gelenken

- Schwierigkeiten beim Aufstehen

- Vermeidung von einzelnen Positionen, z.B. Sitzen

- Ständiges Wechseln der Schlafposition

- Der Hund muss sich nach einer Ruhephase erstmal wieder „einlaufen“

- Treppen u./o. Sprünge werden vermieden

Der Kalorienbedarf deines älteren Hundes kann sich mit der Zeit verändern. Das solltest du unbedingt im Blick haben, um Über – oder Untergewicht zu vermeiden. Während die einen Hundesenioren aufgrund eines geringen Kalorienbedarfs zu Übergewicht neigen, haben andere alte Hunde einen erhöhten Bedarf. Passe die Futterration unbedingt an. Gerade Übergewicht erhöht das Risiko für verschiedene Erkrankungen und kann die Lebenserwartung verkürzen. Aber auch eine Unterversorgung führt zu körperlichen Schwierigkeiten. Achte unbedingt auf eine gute Verdaulichkeit der Nahrung, denn auch der Darm deines Seniorenhundes ist nicht mehr zu Höchstleistungen fähig. Das äußert sich häufig darin, dass plötzlich altbewährtes Futter nicht mehr vertragen wird.

Mit dem Alter nehmen Seh- und Hörleistungen ab. Grauer Star und nachlassende Anpassungsfähigkeit der Augenmuskulatur beeinträchtigen das Sehvermögen. Hörschwierigkeiten äußern sich durch das Ignorieren von bekannten Kommandos und Erschrecken beim Anfassen. Auch wenn ältere Hund nicht unbedingt komplett taub sind, funktioniert ihr Gehör nur noch selektiv. Sind die Hundesenioren einmal in eine Sache vertieft, haben sie keine weiteren Kapazitäten für andere Dinge. Das ist auch der Grund, warum dein älterer Hund nicht mehr auf dich hört, wenn er sich an einem besonders gut riechendem Fleck fest geschnüffelt hat. Es fehlt schlicht die Kapazität, mehrere Dinge auf einmal wahrzunehmen. Insgesamt verschlechtert sich die Kommunikation und erschwert die Interaktion mit dem Hund.

Zahnstein und Zahnfleischentzündungen können im Alter verstärkt auftreten. Unbehandelte Entzündungen gefährden nicht nur die Zähne, sondern auch den gesamten Organismus.

Inkontinenz ist bei älteren Hunden nicht ungewöhnlich. Anzeichen wie nasse Flecken, Uringeruch und verstärktes Belecken des Genitalbereichs können auf eine mögliche Blasenschwäche hinweisen.

Ältere Hunde zeigen häufig Verhaltensänderungen aufgrund von altersbedingten Entwicklungen im Hormonsystem und Gehirn. Auch bei Hunden gibt es eine Erkrankung, die der Demenzerkrankung beim Menschen ähnelt = Das kognitive Dysfunktionssyndrom. Die Diagnose ist nicht immer einfach, da eine Abgrenzung zu „normalen“ Alterserscheinungen oft schwierig ist. Hauptsächlich kommen Einschränkungen in fünf Hauptbereichen vor:

Stubenreinheit:
Der vormals stubenreine Hund setzt plötzlich Kot und Urin in der Wohnung ab. Teilweise auch dann, wenn er gerade erst vom Spaziergang kommt. Der Hund unterscheidet nicht mehr zwischen Innenräumen und Außenbereich.

Schlafgewohnheiten:
Die Hunde schlafen insgesamt mehr, teilweise so tief, dass sie scheinbar nichts aufwecken kann. Dafür haben sie einen reduzierten Nachtschlaf und sind insbesondere in der Dämmerung und Dunkelheit rastlos. Sie wandern hechelnd und oft auch winselnd umher.

Desorientierung:
Die Desorientierung nimmt mit der Zeit immer weiter zu. Die Hunde wandern ruhe- und ziellos umher. Manchmal stehen sie aber auch einfach an einer Stelle und starren ins Leere. Bekannte Personen werden nicht mehr erkannt. Immer häufiger kommt es dazu, dass sie an Möbeln oder in Zimmerecken regelrecht „feststecken“ und den Weg aus der Ecke nicht wieder herausfinden. Plötzlich stehen sie an der falschen Tür, um herausgelassen zu werden oder erwarten an der falschen Türseite, dass sich die Tür öffnet. Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, können nicht mehr überwunden werden.

Aktivitätsänderung:

Neben dem Rast- und Ziellosen Umherwandern, kann auch immer wieder lethargische Phasen beobachtet werden. Insgesamt nimmt der Anteil an zielgerichteten Aktivitäten und Interesse an der Umgebung ab. Spaziergänge bereiten dem Hund keine Freude mehr und er zeigt kaum noch Erkundungsverhalten. Auch Interaktion mit Futter und / oder Spielzeug ist vermindert. Dafür kommt es bei manchen älteren Hunden zum wahnhaften Belecken oder Fixieren von Gegenständen.
Seniorenhunde können zunehmend ängstlicher werden, was sich häufig in Winseln und Weinen äußert.

Interaktion mit dem Menschen:

Ältere Hunde zeigen oft ein vermindertes Interesse an sozialen Interaktionen mit Menschen und Artgenossen. Schnelle Reizbarkeit kann auf altersbedingtes Unbehagen hindeuten. Gleichzeitig entwickeln sie häufig eine übermäßige Anhänglichkeit an Bezugspersonen und leiden unter starkem Trennungsstress, der sich in Panikattacken steigern kann, wenn sie alleine gelassen werden.

Diese Verhaltensänderungen können natürliche Anzeichen des Alterns sein, in Summe weisen sie auf das kognitive Dysfunktionssyndrom hin.

Es ist wichtig, mit Verständnis und einfühlsamer Pflege auf die Bedürfnisse alternder Hunde einzugehen. Indem du die Anzeichen von Alterserscheinungen frühzeitig erkennst und angemessen darauf reagierst, kannst du deinem Hund einen würdevollen Lebensabend ermöglichen.

 

 

Quellen:

Dr. Hagemann, Diana. “Was verändert sich beim Hund im Alter“, purapep, www.purapep.de/ratgeber/hundeleben/hund-im-alter, Zugriff Jan. 2024

Dr. med. vet. Michling, Ralf. “Kognitive Dysfunktionssyndrom (Altersdemenz)“, TierarztPraxis Wilhelmshaven, 07.06.2013, www.tierarzt-michling.de/allgemeine-informationen/wissenswertes-zu-versch.-tierarten/hunde/krankheiten/kognitive-dysfunktionssyndrom-altersdemenz, Zugriff Jan. 2024