HUNDE - AUS DER FORM GERATEN

von Sonja Stammer

Nach Schätzungen ist mittlerweile fast jeder zweite Hund zu dick.

Das Bild eines normal gewichtigen Hundes hat sich extrem in Richtung „Übergewicht = Normalgewicht“ verschoben.


Hundehalter mit einem normalgewichtigen Hund werden angesprochen, dass sie ihrem Hund doch bitte mehr zu Essen geben sollen, der Hund sei so dünn. Hundehaltern von extrem übergewichtigen Hunden wird bestätigt „Was für einen Prachtkerl“ sie doch haben. Hier spiegelt sich das Bild unserer heutigen Gesellschaft wider.

 

AB WANN GILT EIN HUND ALS ÜBERGEWICHTIG?

Ein Hund gilt schon als übergewichtig, wenn er 10% mehr Gewicht auf den vier Pfoten hat als sein Idealgewicht wäre. Hört sich zunächst mal nach einer größeren Gewichtsspanne an, bis der Hund als übergewichtig gilt. Doch rechnen wir das für einen Hund aus, der idealerweise 10 kg wiegen sollte, dann gilt dieser Hund mit nur einem einzigen Kilo zu viel, schon als krankhaft übergewichtig.

 

WELCHE FOLGEN HAT ÜBERGEWICHT?

Die Folgen von Übergewicht beim Hund sind nicht unerheblich.

Erhöhte Anfälligkeit Diabetes Typ II

Herzkreislauferkrankungen

Gefäßverschlusserkrankungen

Verdauungsprobleme

Darmträgheit

Verstopfung

Risiko von Harnstein- oder Harngriesbildung

Höheres Narkoserisiko

Verringerte Wärmetoleranz

Gestörte Wundheilung

Erhöhte Infektionsanfälligkeit

Erhöhte Anfälligkeit von Hauterkrankungen

Gelenkserkrankungen

Die Risiken, die Du Deinem Hund mit Übergewicht aussetzt sind nicht zu unterschätzen. Neben der verlorenen Lebensqualität für den Hund, verliert ihr Lebenszeit miteinander, denn die Lebenserwartung von übergewichtigen Hunden ist deutlich geringer.

 

WIE KANN ICH FESTSTELLEN, OB MEIN HUND ZU DICK IST?

Nicht jeder hat immer die Möglichkeit seinen Hund regelmäßig auf eine Waage zu stellen, daher hier zwei Tipps wie Du auch ohne Waage feststellen kannst, ob Dein Hund zu viel Gewicht mit sich herum schleppt.

Wenn Du mit Deiner Hand locker über den Brustkorb Deines Hundes streichst, dann musst Du die Rippen spüren können. Ohne dabei Druck auszuüben! Bei kurzhaarigen Hunden darf man auch die letzten zwei Rippen sehen.

Wenn Du Deinen Hund von oben betrachtest, musst Du eine Taille sehen können. Der Rücken darf nicht flach wie ein Brett ausschauen, sondern sollte sich nach oben verjüngen.

 

WIE HOCH IST DER BEDARF MEINES HUNDES?

Der Nahrungsbedarf des Hundes wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, z.B. Alter des Hundes, Bewegungsintensivität, Erkrankungen. Kastriert oder Intakt spielt auch eine Rolle. Denn Sexualhormone dämpfen den Appetit. Daher hat ein unkastrierter Hund einen höheren Grundstoffwechsel als ein kastrierter.

Aber auch eine genetische Komponente spielt eine Rolle. So wie jeder von uns, Menschen kennt die einfach alles essen können, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Andere Menschen dafür -gefühlt- nur an eine Pizza denken müssen, um direkt zwei Kilo mehr auf die Waage zu bringen. So haben auch unsere Hunde mit diesem Phänomen zu kämpfen.

Aber auch äußere Faktoren nehmen Einfluss auf den Energiebedarf Deines Hundes: Haltungsbedingungen, Wärme Kälte…

Die Nahrungsmenge, die Dein Hund benötigt ist daher nicht immer gleich und sollte immer wieder individuell angepasst werden.

Hersteller von Fertignahrung für den Hund geben auf ihren Produkten eine Fütterungsempfehlung, an der Du Dich orientieren kannst. Solltest Du das Futter selber zusammenstellen, nimmst Du als Nahrungsmenge zunächst 2% vom Körpergewicht für einen erwachsenen Hund. Beides ist vermutlich noch nicht der wirkliche Bedarf Deines Hundes, sondern ausschließlich Werte, an denen Du Dich orientieren kannst. Nun heißt es: Halte das Gewicht Deines Hundes genau im Auge und passe die Futtermenge entsprechend an.

Sollte Dein Hund plötzlich eine sehr ungewöhnliche und unerklärliche Gewichtsveränderung zeigen, egal ob Zu- oder Abnahme, ist dies ein Grund einen Tierarzt aufzusuchen.

Bei jungen Hunden im Wachstum kann es zu Phasen kommen, in denen sie viel zu dünn erscheinen, das ist dem Wachstum geschuldet und sollte nicht überbewertet werden. Je nach Rasse kann ein Hund bis zu 3 Jahren benötigen, um ausgewachsen zu sein.

 

„MEIN HUND HAT STÄNDIG HUNGER“:

Dein Hund weiß nicht, dass er jeden Tag ausreichend Futter von Dir bekommt. Da kommen seine tierischen Urinstinkte durch. Normalerweise kann man als Hund ja nicht damit rechnen, dass jeden Tag ausreichend Futter um die Ecke kommt. Daher wird immer soviel gefressen wie „erbeutet“ werden kann und in den Magen hineinpasst. Danach können aber auch mehrere Tage fasten anstehen, wenn es keine Beute oder Futterquelle gibt.

Ständiges Betteln nach Futter oder der berühmte „Dackelblick“, stellen Dich sicher auf eine harte Probe, sind aber eher eine Erziehungssache als tatsächlicher Hunger.

Sollte Dein Hund allerdings Sodbrennen oder ständiges Magenknurren haben, ist es Zeit sich Gedanken zu machen. Hier kann eine Umstellung der Fütterungszeit und/oder das Aufteilen der Futterration auf mehrere Mahlzeiten am Tag helfen.

 

„MEIN HUND BEKOMMT SCHON FAST GAR NICHTS MEHR ZU ESSEN“

Dein Hund bekommt nur noch eine klitzekleine Portion an Futter pro Tag und ist immer noch eine Wuchtbrumme auf vier Pfoten? Bevor der Hund abspeckt muss das Bewusstsein geschaffen werden, wie viel der Hund wirklich pro Tag an Futter, Leckerchen, Essensresten und Kauartikeln bekommt. Um das rauszubekommen, habe ich zwei Tipps für Dich:

FUTTERTAGEBUCH:

Schreibe über einen längeren Zeitraum -ich rate mindestens zu einer Woche- auf, was der Hund alles zu Essen bekommt. Also vom kleinsten Leckerchen über das Wurstbrot, die Knabberei bis hin zu seiner normalen Mahlzeit. Stell sicher, dass niemand anderes heimlich etwas dazu füttert.

DAS „GLAS DER WAHRHEIT“:

Stell ein Vorratsglas in der Küche auf. Jedes Mal, wenn der Hund etwas zu Fressen bekommt, wird der gleiche Anteil in dieses Glas gesteckt. Am Ende des Tages kannst Du genau sehen, wie viel und was Dein Hund an diesem Tag zu fressen bekommen hat.

Solltest Du dabei rausfinden, dass Dein Hund tatsächlich nur sehr wenig Nahrung bekommt, aber immer weiter zunimmt, ist es Zeit einen Tierarzt aufzusuchen. Nimm am besten direkt das Futtertagebuch mit.

 

TIPPS GEGEN ÜBERGEWICHT

Ich bin kein Freund von „Diäten“, ähnlich wie bei uns Menschen hilft eine Diät meist nur kurzfristig und danach wird es umso schlimmer. Eine langfristige Umstellung der Fütterungsgewohnheiten und des Bewegungsangebot bringt nachhaltigen Erfolg.

Was kannst Du tun, damit Dein Hund wieder sein Idealgewicht erreicht und am besten auch hält? Dass Du weniger Kalorien füttern sollst, ist vermutlich klar, hier ein paar Tipps wie Du es schaffen kannst:

Wiege das Futter Deines Hundes ab. Ein Messbecher ist viel ungenauer und gerade bei kleineren Hunden spiegeln sich diese Messungenauheiten schnell auf den Hüften wider.

Füll am Anfang eines Tages die Futtermenge in ein Glas, daraus fütterst Du den Tag über. So kannst Du genau sehen wie viel Dein Hund am Abend noch bekommen darf. Dieser Tipp eignet sich vor allem für Trockenfutter und dann, wenn mehrere Menschen an der Fütterung des Hundes beteiligt sind. So ist immer klar wie viel der Hund noch bekommen darf.

Unterschätze niemals Kauartikel wie Schweineohren und Co., sie sind sehr fettig.

Anstelle von einem Kauartikel gibt es ab heute ein Bewegungsspiel oder eine Kuscheleinheit mit Dir.

Bewegung, Bewegung, Bewegung: Bring den Stoffwechsel Deines Hundes auf Trab. Mehr Bewegung, Bewegungsspiele oder mal Wassertreten kurbelt den Stoffwechsel ordentlich an. Aber Achtung! Vermeide bei übergewichtigen Hunden unbedingt Stop-and-Go Bewegungen und überfordere Deinen Hund nicht. Denn auch ein Hund kann nicht von 0 auf 100, sondern muss langsam wieder trainieren sich mehr zu bewegen. Also, bitte alles im Rahmen der Möglichkeiten Deines Hundes.

Solltest Du wirklich das Gefühl haben, dass Dein Hund mit der geringeren Futtermenge nicht klarkommt, eignet sich Futterzellulose als kalorienarmer Füllstoff um die Futtermenge zu erhöhen.