Allgemein

Ruhe – der Schlüssel zu einem ausgeglichenen Hund
- von Sonja Stammer
Ein ausgeglichener Hund meistert Alltagssituationen souveräner. Doch um wirklich aufnahmefähig zu sein – sei es für Training, Spiel oder Begegnungen mit Artgenossen – braucht er innere Ruhe.
Ein Hund, der überdreht oder aufgeregt ist, kann sich weder konzentrieren noch angemessen reagieren.
Deshalb gilt: Alles beginnt aus der Ruhe.
Der Start in den Tag: Gelassenheit statt Hektik
Ob es zum Spaziergang, ins Auto oder in den Garten geht – der Moment des Aufbruchs entscheidet oft darüber, wie die nächste Zeit verläuft. Wenn der Hund schon an der Tür oder im Auto voller Spannung ist, wird sich diese Unruhe in sein Verhalten draußen übertragen.
Deshalb nimm dir bewusst Zeit:
•An der Haustür: Erst wenn der Hund ruhig ist, geht ihr los.
•Am Gartentor: Kein hektisches Herauspreschen – erst warten, dann losgehen.
•Im Auto: Kein sofortiges Herausspringen, sondern erst zur Ruhe kommen.
Du gibst dem Hund die Möglichkeit, sich selbst zu regulieren. Er lernt, dass Ruhe der Schlüssel zur nächsten Aktion ist – nicht Hektik oder Ungeduld. Dann könnt ihr in Ruhe und Zusammen losgehen.
Doch auch in anderen Bereichen starten wir immer aus der Ruhe heraus:
· Kontakt mit anderen Hunden/Menschen: Erst wenn dein Hund ruhig ist, kann er in den Kontakt gehen
· Spielen mit anderen Hunden: Kein Lospreschen – erst zur (inneren) Ruhe kommen, dann kann das Spiel beginnen.
· Trainingsaufgaben: Keine Hektik – auch Aufgaben beginnen aus der Ruhe heraus.
Warum ist das so wichtig?
Hunde übernehmen unsere Energie. Wenn wir selbst hektisch und ungeduldig sind, spiegeln sie das wider. Lassen wir den Hund aufgeregt und überdreht in eine Situation gehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sich dort ebenfalls impulsiv verhält – sei es beim Training, beim Treffen mit anderen Hunden oder im Stadtverkehr.
Je mehr wir bewusst auf Ruhe achten, desto entspannter wird unser Hund langfristig in allen Situationen.
Ruhe ist kein Stillstand, sondern Fokus
Ein ruhiger Hund ist kein passiver Hund – im Gegenteil! Ein Hund, der gelernt hat, sich zu regulieren, kann viel aufmerksamer und konzentrierter arbeiten. Ob im Hundetraining, im Alltag oder in neuen Umgebungen: Wer in Ruhe startet, kann mit Gelassenheit reagieren.
Unser Ziel ist also nicht bloß ein müder, sondern ein innerlich entspannter Hund. Und das beginnt bei den kleinen Dingen.
Mehr Rennen = Mehr Ruhe? Ein Irrglaube!
Viele Hundebesitzer*innen glauben, dass ihr Hund einfach nur „mal so richtig rennen“ muss, um ausgelastet und zufrieden zu sein. Doch genau das Gegenteil ist oft der Fall. Dauerhaftes Rennen und Toben sorgen nicht für Entspannung, sondern für noch mehr Erregung.
Wer seinen Hund regelmäßig über lange Zeiträume einfach nur rennen lässt sorgt dafür, dass sein Energielevel stetig oben bleibt. Der Hund wird immer mehr Bewegung brauchen, um sich „ausgepowert“ zu fühlen. Gleichzeitig nimmt seine Fähigkeit, sich zu konzentrieren, ansprechbar zu bleiben und auf den Menschen zu achten, immer weiter ab.
Rennen macht nicht müde – es macht gestresst
Ein Hund, der stundenlang läuft oder sich ununterbrochen in Bewegung befindet, baut nicht nur Energie ab, sondern schüttet auch eine große Menge an Stresshormonen aus. Diese verbleiben oft über Stunden im Körper, wodurch der Hund insgesamt ruheloser, reizbarer und weniger ansprechbar wird.
Das zeigt sich oft daran, dass der Hund nach intensiver Bewegung nicht entspannter, sondern unruhiger wird – er kann sich schlecht hinlegen, ist schnell wieder auf den Beinen und kommt insgesamt schwerer zur Ruhe.
Gezielte Kopfarbeit statt unkontrolliertem Laufen
Statt den Hund nur durch körperliche Auslastung müde zu machen, ist es sinnvoll, ihn mental zu fordern. Das bedeutet nicht, dass Bewegung unwichtig ist – aber sie sollte sinnvoll eingesetzt werden.
•Was sind sinnvolle Alternativen?
•Suchspiele: Ob Futtersuchspiele oder das Aufspüren von Gegenständen – die Nase einsetzen fordert den Hund und sorgt gleichzeitig für innere Ruhe.
•Kurze Trainingseinheiten: Kleine Übungen zur Impulskontrolle oder Grundgehorsam beanspruchen das Gehirn mehr als eine Stunde wildes Rennen.
•Koordinations- und Geschicklichkeitsübungen: Balancieren, Slalomlaufen oder bewusstes langsames Bewegen schärfen die Konzentration und stärken die Körperwahrnehmung.
Das alles sorgt dafür, dass dein Hund angemessen ausgelastet wird, ohne dabei in einen dauerhaften Erregungszustand zu geraten.
Balance zwischen Bewegung und Ruhe
Natürlich gehört Bewegung zum Hundeleben dazu – aber sie sollte nicht das einzige Mittel zur Auslastung sein. Die richtige Mischung aus gezielter Beschäftigung, bewusster Bewegung und ausreichend Ruhephasen sorgt für einen ausgeglichenen Hund, der nicht nur körperlich müde, sondern auch mental zufrieden ist.
Denn wahre Entspannung kommt nicht durch endloses Rennen – sondern durch eine ausgewogene Kombination aus Bewegung, Kopfarbeit und bewusster Ruhe.
Wer mehr Anregungen zur mentalen Förderung seines Hundes sucht, findet zahlreiche Ideen in diesem Buch:
"Denkspiele für Hunde jeden Alters" von Sonja Stammer – mit vielen individuell anpassbaren Aufgaben für jeden Hund.
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