WILSON DER ANTIAUSSIE TEIL: 1

von Mira Berghöfer

MEIN LEBEN MIT EINEM MÜDI

Ein Müdi – Was ist das?

 „Einen Aussie, also Australien Shepherd“, antworte ich stets auf die Nachfrage interessierter Mitmenschen, welche Art Hund ich denn besäße. Auf dieses Statement ernte ich dann ein mildes Lächeln und wissende Blicke – ob Hundekenner oder nicht. „Tolle Tiere, hätte ich auch gern, aber die brauchen ja ganz schön viel Auslastung. Bewegung und so…Das wäre mir zu anstrengend.“

Naja, soweit der Ruf dieser Hunderasse und ein verständlicher Rückschluss meiner lieben Mitmenschen. Ich muss mich allerdings ernsthaft fragen, ob mein Hund von dieser Erwartungshaltung an ihn weiß, vielleicht wurde er einfach nicht eingehend informiert und benimmt sich deswegen so…anders. Grundsätzlich anstrengend, ja das trifft zu, aber nicht, weil ich ihn täglich 6 Stunden durch den Wald jagen muss. Um mich in den Wahnsinn zu treiben, denkt sich dieses Tierchen dann lieber andere Dinge aus. Von der Vorstellung mit meinem Hund Joggingrunden zu drehen, Fahrradtouren zu unternehmen oder Hundesport zu treiben musste ich mich jedenfalls ziemlich schnell verabschieden…

Mein reinrassiger Fair Hill’s Little Bear Australien Shepherd wurde ursprünglich auf den Namen Wilson getauft und seine aller liebsten Lieblingshobbys sind Essen und Schlafen. Mit dem Einsatz gewisser Tricks gelingt es mir mittlerweile ihn zu unseren Gassirunden vom Sofa zu bewegen. Unsere traute Zeit im Wald verbringt er dann jedoch am liebsten trödelnd 5 Meter hintenan, wie ein nöliger Teenager, den seine Mutter in den Wald zum Sonntagsspaziergang zwingt. Besonders schön ist dieses Verhalten immer dann, wenn das usselige Herbstwetter auch uns Menschen nicht sonderlich ermutigt sich durch Regen, Nebel und Kälte in den Wald zu bewegen, um dem Hund die Bewegung zu geben, die er braucht. (Wenn man Wilson fragen würde, wäre das wahrscheinlich die Bewegung vom Körbchen zum Futternapf. Wenn man mich fragt, sind das mindestens zwei große Runden am Tag. Unsere Vorstellungen gehen da wohl ein bisschen auseinander. Da sind Konflikte einfach vorprogrammiert.).

Ein bisschen Motivation kann unter Hinzuziehen seines zweiten Hobbies, dem Essen allerdings schon gestiftet werden. Dafür macht er nämlich gerne alles und zeigt sich ganz „aussielike“ lernwillig, klug und dann und wann sogar schnell. Diese kurzen Energieepisoden müssen anschließend allerdings durch ausgedehnte Ruhepausen ausgeglichen werden. Am aller liebsten nach einem ausgiebigen Mahl mit einem Menschen zum Schmusen und Bäuchlein Kraulen. Da kommt man nicht umhin diesen Hund irgendwann einmal als immer müde, müden Krieger, oder eben als Müdi zu bezeichnen. „Der wahrscheinlich passendste Spitzname der Welt“, sagt Sonja immer, wenn es zu Irritationen ob seines Namens kommt.

Vielleicht sollte ich zukünftig auf Nachfragen zur Rasse einfach: "Ein Müdi", antworten und die Bezeichnung so etablieren. Das Müdi wäre sicherlich begeistert. Endlich keine falsche Erwartungshaltung mehr.