Wilson - Der Anti Aussie
WILSON – DER ANTIAUSSIE – TEIL: 25
- von Mira Berghöfer
EIN MÜDI AUF DER ERBSE
Als ich das Müdi dann am nächsten Morgen fragte, wie es geschlafen habe, antwortete es: „O, erschrecklich schlecht! Ich habe fast die ganze Nacht kein Auge zu getan!
Gott weiß, was in meinem Bette gewesen ist. Ich habe auf etwas Hartem gelegen, sodass ich am ganzen Körper ganz grün und blau bin! Es ist ganz schrecklich!“ Ein wahrhaftiger Prinz also mag sich der Märchenkenner denken. Der schläft nicht einfach so in einem ihm bereiteten aber nicht standesgemäßen Gemache.
Ich habe schon einiges ausprobiert, was Rückzugs- und Schlafplätzchen für meinen kleinen Prinzen angeht. Schon zu Beginn unseres Zusammenlebens zeigte er mir auf nicht gerade subtile Art und Weise, was es von dem ihm zur Verfügung gestellten Nachtlager hielt. Damals fraß er sich nämlich – wie berichtet – kurzerhand durch die Wand des prognostizierten sicheren Rückzugsortes in Form eines Kartons, stieß ihn schließlich, nachdem dies nicht die ersehnte Freiheit brachte, um und erklomm ihm Alter von nur wenigen Wochen mit erstaunlichen Kräften unser Bett. Hier konnte er sich am Fußende einrollen und dann so schien es, endlich den Schlaf bekommen, den er brauchte. Sehr niedlich, so der Trugschluss der damals Noch-Nicht-Müdi-Kenner, der sucht halt die Nähe zu seinen Bezugspersonen und fühlt sich dann eben erst geborgen. Heute weiß man selbstredend, dass es ihm weniger um die Nähe zu seinem Personal, als vielmehr um das weiche Betten seines Hinterteils ging.
Seit dieser meiner ersten Nachlässigkeit (denn wie konsequent muss man bitte sein, ihn nach einem solchen Kraftakt wieder aus dem Bett zu werfen?! Er war doch noch so klein und süß …) sind inzwischen acht ganze Jahre vergangen und im punkto adäquatem Hundeschlafplatz, konnten Herr Müdi und ich uns immer noch nicht einigen. Wilsons Vorstellung nach befindet sich dieser nämlich seit besagter Nacht immer genau da, wo die Menschen liegen, denn die wissen ja wo es weich und bequem ist. Blöd ist er eben wirklich nicht. Natürlich weiß er darüber hinaus auch, dass es dann und wann zusätzlich sogar ausversehen dazu kommen könnte, dass diese Menschen gedankenverloren das müdische Bäuchlein, Köpflein und oder Hinterteil kraulen könnte, während diese auf dem Sofa liegend damit beschäftigt sind sich vom Fernsehprogramm, einem guten Buch, oder Gesprächspartner den Feierabend versüßen zu lassen. Ich gebe auch zu, dass ich das ja sogar manchmal auch ganz gerne mag, er fungiert ja schon auch als Wärmflasche und ein bisschen kuscheln mit dem Hund lässt einen ja wenigstens kurzweilig an eine Art Harmonie des Zusammenlebens glauben.
Allerdings mag ich das eben nicht immer. Daher etablierte ich irgendwann ein generelles Sofa- und Bettverbot, denn die Haarigkeit meines Tieres ist grenzenlos, daher möchte ich gerne selbst entscheiden, wann ich ihn zum Schmusen in meinen Bereich einlade und wann eben nicht. Für letztere Situationen gilt es also einen Schlafplatz zu kreieren, der dem Herrn genügt.
Ich habe es schon mit vielerlei Optionen probiert und nicht wenig Geld und Geduld in Hundeboxen, die lediglich als Hort für Diebesgut jedweder Art genutzt, in Körbchen, dessen Geflechte zur Zahnreinigung verwendet, in einfache Hundekissen, die nur als Ersatz für nicht unbegrenzt verfügbares Spielzeug missbraucht oder sogar in eine Kudde, die lediglich mit Nichtachtung gestraft wurde, investiert. Nichts konnte den Annehmlichkeiten eines Sofas oder dem Heiligen Gral – dem Bett des Menschen – nahekommen. Letztlich schläft das Müdi daher also meist sauer und unzufrieden auf dem harten Boden (und ja, das tut mir leid, auch wenn er es selbst schuld ist), oder und dies ist die aktuelle Notlösung, auf ausrangierten Kopfkissen, bezogen mit ausrangierten Bezügen. Kommt dem Interieur vom Menschenschlafplatz nahe, wahrscheinlich liegt es einzig und allein daran.
Problem nun für mich: Das sieht so gar nicht schön aus und ich habe da so einen Einrichtungstick. Ein Hundeplatz ist nun einmal auch immer Teil der Innenausstattung einer Wohnung und Leinen, Futternäpfe, Handtücher und Leckerchen- sowie Kotbeutel rauben der Wohnung ohnehin schon so viel Charme, da hätte ich für meinen Teil gerne kein Kopfkissen, sondern ein schönes Hundebett für meinen Vierbeiner, das eben uns beiden zusagt.
Ein Hingucker also und etwas, das den Müdi-Ansprüchen genügt. Nach einiger Recherche habe ich nun einen neuen Plan gefasst. Wenn es das nicht ist, bin ich mit meinem Latein am Ende und er soll meinetwegen seine ollen Kissen behalten … Das Material ist gekauft, am Wochenende wird gebaut. Wir dürfen gespannt sein …