Wilson - Der Anti Aussie
WILSON – DER ANTIAUSSIE – TEIL: 50
- von Mira Berghöfer
EIN NEUES LEBEN MIT DEM MÜDI-HUND
Es ist also soweit: Das Müdi-Tier hat Einzug in unsere Wohnung genommen. Aufregende neue und auch alte Welt. Lange fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn das Tier und ich wieder 24/7 aufeinanderhängen sollten und das nicht nur für begrenzte Zeit.
Die schlimmsten Horror-Szenarien habe ich mir selbstverständlich bereits ausgemalt, alles bedacht und gründlich mit dem Ahnungslosen durchdiskutiert. Er denkt ja immer noch, Müdi wäre ein netter Hund und ich würde ihn einfach nur falsch verstehen… Soll er denken, dieses Tier ist jedenfalls lange genug Teil meines Lebens, als dass ich unvorbereitet in diese lebensverändernde Situation mit ihm gegangen wäre. Eigentlich waren es ganz simple Dinge, die zu erledigen waren:
I. Bettchen machen und Moorhuhn bereitlegen. Nicht auszudenken was passieren könnte, wenn er die ersten Nächte schlecht schläft und sich dabei auch noch einsam fühlt.
II. Alle unmöglichen Erkrankungen der letzten Jahre ins Gedächtnis rufen. Sämtliche Symptome auswendig lernen und im Fall der Fälle: Die Leiden des alten Müdi solange ignorieren, bis es gar nicht mehr anders geht und auch Sonja als Müdikennerin davon überzeugt ist, ich solle zum Arzt gehen. Ich bin schließlich nicht Krösus.
III. Den abendlichen Futternapf immer vor dem Spaziergang runterstellen, nachdem ich den Hund im Kofferraum geparkt habe. Eine falsche Reihenfolge kann prekäre Folgen haben. Entweder führt es nämlich dazu, dass weder der Hund noch ich ein Auge zu tun, während wir unsere Kräfte im „Ich fordere meine Essen ein“- Kampf messen. Oder das Tier weigert sich, sobald er Wind davon bekommen hat, dass sein Essen bereitsteht, mit mir das Haus überhaupt zu verlassen. (Wenn ich ihn vor dem Spaziergang füttern würde, verhielte sich dies im Übrigen genauso.)
IV. Die Kindersicherungen an Schränken, die für Wochenendaufenthalte ausreichten, müssen durch Sicherheitsschlösser austauschen und dringend ein Mülleimerschranksystem einführen. Jeder weiß, was sonst passieren kann. Auch wenn mich die akrobatischen Samurai-Fertigkeiten dieses Hundes immer wieder faszinieren, wenn es um Futterbeschaffungsmaßnahmen geht.
V. Hefeteig nur dann aufgehen lassen, wenn Wilson gerade mit dem Ahnungslosen unterwegs ist. Hilft gegen Alkoholleichen im heimatlichen Wohnzimmer.
VI. Sämtliche Kuvertüre im Haus vernichten. Ich liebe ihn doch zu sehr, als dass ich ihm die Option auf den goldenen Schuss lassen möchte.
VII. Selbst wenn der Herbst und Halloween vor der Türe stehen, Kürbisse sollten niemals unbeaufsichtigt im Haushalt gelagert werden!
VIII. Mindestens fünf Spazierrunden in Wassernähe planen, um dem Tier die Chance auf sozialen Kontakt zu ermöglichen.
IX. Leuchthalsband und Bademantel in sichtbare Nähe zur Tür legen. Dinge, die ihn dazu motivieren könnten, seinen alltäglichen Spaziergang mit mir auch in Dunkelheit und bei Regen anzutreten.
X. Den Ahnungslosen heiraten. Schließlich braucht er stabile Familienverhältnisse und soll nicht fürchten müssen, dass ihm jemals wieder ein Leben mit mir alleine droht!
Normale Dinge die man beachten sollte, wenn man mit einem Müdi zusammenzieht. Vielleicht denkt ihr, dass ich übertreibe? Nun ja, ich kenne dieses Tier, ich lebte viele Jahre mit diesem Tier. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass allen Schabernack, den der Herr sich so in den Kopf gesetzt hat, durch die Gewissheit einer allwöchentlichen Rückkehr zu Sonja abgemildert wurde! Erstens wollte er (nachdem er diesbezüglich einige Erfahrungen gesammelt hatte) nicht in Sonjas Ungunsten stehen. Zweitens wollte er mir keine Grundlage geben, ihn zu diskreditieren. Logisch also, dass die Müdi-Klassiker zum Großteil aus unserer Zeit vor Sonja stammen! Ich habe demnach allen Grund dazu anzunehmen, dass diese neue Ära eine ganz besonders lustige werden könnte.
Als Vorteil sehe ich allerdings, dass ich vorbereitet bin und Wilson keine Vorlaufzeit hatte, bzw. einfach vor vollendete Tatsachen gesetzt wurde. Im Pläne schmieden ist er schließlich einsame Spitze. Außerdem wird ihn die Sache mit der Hochzeit zunächst milde stimmen. War schließlich unser gemeinsamer Plan den Ahnungslosen in die Sache mit uns reinzuziehen und ehevertraglich festzuhalten, dass ihm bei einer Trennung das Sorgerecht für Prinz-Müdi zustände.
Allerdings muss ich auch ehrlich sein und zugeben, dass es mir vor dem Tag graut, an dem er wirklich ernsthaft realisiert, dass diese neue Situation bei uns zuhause ohne seine Sonja-Crew Bestand hat. Soviel kann ich bereits verraten. Langsam beginnt er zu begreifen…und verfällt in sehr alte Muster.